Wie es zu Spitzenpreisen bei dem Werkstoff kam und welche Entwicklungen noch zu erwarten sind, erklärt Dr. Heinz-Jürgen Büchner, Managing Director der IKB Deutsche Industriebank KG.
Anfang 2021 sind die Stahlpreise stark angezogen: Warum genau ist das passiert? Die Preise haben sich in kurzer Zeit nahezu verdoppelt: Das war tatsächlich einer der heftigsten Anstiege, die ich persönlich je erlebt habe. Er ist vor allem im massiven Einbruch der Automobilproduktion infolge der Pandemie begründet: Die Stahlindustrie fuhr ihre Produktionskapazitäten zurück, nachdem die Nachfrage eingebrochen war, und hat sich erst ab dem vierten Quartal 2020 wieder leicht erhöht. Da waren die Stahlpreise noch niedrig. Dann gingen Anfang des Jahres wieder verstärkt Aufträge bei den Automobilzulieferern ein, genau wie im Maschinenbau. Und alle versuchten, Stahl zu bekommen, doch die Produktion war auf diese Mengen nicht vorbereitet. Zudem beobachtete man vorsichtig, ob der Anstieg nicht vielleicht nur ein Strohfeuer sei, und hat die Kapazitäten entsprechend zögerlich hochgefahren.
DR. HEINZ-JÜRGEN BÜCHNER
Der promovierte Volkswirt ist Direktor und Head of Industrials & Automotive der IKB. In dieser Funktion ist er zuständig für die Metallbranche und verantwortlich für die Rohstoffanalysen der Bank.
Wer Stahl produzieren will, braucht Eisen. Wie sah es hier auf der Rohstoffseite aus? Die Eisenerzproduktion wurde vor allem in Brasilien ausgebremst: Dort mussten nach Unglücken, wie dem Staudammbruch 2019 im Norden des Landes, erst noch Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt werden, zudem war Brasilien mit am härtesten von Covid-19 betroffen. Australien behielt seine Produktion zwar einigermaßen bei, aber alles in allem ließ die starke Nachfrage die Preise von Eisenerz explodieren, sodass wir Spitzenwerte von über 230 US-Dollar je metrischer Tonne gesehen haben. Mitte 2020 lag dann der Preis noch bei 75 bis 80 Dollar.
Welche Entwicklungen sehen Sie für die nahe Zukunft? Wir erwarten eine Normalisierung der Eisenerzproduktion in Brasilien, sofern dort nicht noch eine große Coronawelle eintritt. Auch die Produktionskapazitäten bei Stahl sollten wieder auf ein Normalmaß oder etwas darüber hinaus wachsen: Das wird den Druck rausnehmen.
Was können wir aus dieser Krise lernen? Ein Ereignis wie diese Pandemie mit ihren Auswirkungen hatte wohl kein Unternehmen in seinen Risikoberechnungen berücksichtigt. Ich beobachte, dass sich das ändert und man seine Lehren daraus ziehen will. Durch den Stau im Sueskanal haben wir ja auch gesehen, wie anfällig Exportwege sein können.