Bernard Krone: Liebe Frau Müller, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Gespräch nehmen können – in Ihrer alten Heimat! Sie wurden rund 70 Kilometer entfernt von unserem Standort, in Rheine, geboren. Wir sind hier in der Natur, in einem sehr schönen Wald. Der Sommer 2021 hat uns mit seinen extremen Wetterereignissen und einer Flutkatastrophe in Deutschland recht deutlich gezeigt, wie verletzlich die Umwelt ist. Auch vor diesem Hintergrund wachsen die Anforderungen an die Mobilität immer stärker: Sie soll sauber, leise, effizient und klimaneutral sein. Frau Müller, wie kann die Automobilbranche das Ihrer Meinung nach schaffen?
Hildegard Müller: Auch ich danke Ihnen für die Einladung zu diesem Treffen, und ich freue mich, dass wir diesen schönen Weg zusammen gehen. Es sind tatsächlich große Aufgaben, vor denen wir als Branche stehen. Vor allem das Ziel der Klimaneutralität verlangt der Automobilindustrie viel ab. Doch wir können auf eine große Stärke bauen: unsere Innovationskraft. Wir haben schon immer bewiesen, dass wir neue Ideen auf die Straße bringen, und das werden wir auch in Zukunft tun. Dabei denken wir über das Auto hinaus und schauen, wie wir die einzelnen Verkehrsträger besser miteinander vernetzen und so einen effizienteren Verkehr erreichen können. Individuelle Mobilität wird jedoch auch in Zukunft wichtig bleiben. Als Automobilindustrie sind wir davon überzeugt, dass berücksichtigt werden muss, welche Mobilitätsbedürfnisse die Menschen tatsächlich haben. Nah am Menschen und ihren Bedürfnissen – egal ob sie in Städten oder im ländlichen Raum leben –, das wird entscheidend sein. Das gilt im Übrigen genauso für den Straßengüterverkehr. Ich bin überzeugt davon, dass wir auch mit individueller Mobilität und mit dem Auto klimaneutral werden können. Nutzfahrzeuge, Anhänger und Auf bauten werden ihren Beitrag dazu leisten. Mittelständische Unternehmen wie Krone bringen sich hier sehr engagiert ein.
Hildegard Müller: Auch ich danke Ihnen für die Einladung zu diesem Treffen, und ich freue mich, dass wir diesen schönen Weg zusammen gehen. Es sind tatsächlich große Aufgaben, vor denen wir als Branche stehen. Vor allem das Ziel der Klimaneutralität verlangt der Automobilindustrie viel ab. Doch wir können auf eine große Stärke bauen: unsere Innovationskraft. Wir haben schon immer bewiesen, dass wir neue Ideen auf die Straße bringen, und das werden wir auch in Zukunft tun. Dabei denken wir über das Auto hinaus und schauen, wie wir die einzelnen Verkehrsträger besser miteinander vernetzen und so einen effizienteren Verkehr erreichen können. Individuelle Mobilität wird jedoch auch in Zukunft wichtig bleiben. Als Automobilindustrie sind wir davon überzeugt, dass berücksichtigt werden muss, welche Mobilitätsbedürfnisse die Menschen tatsächlich haben. Nah am Menschen und ihren Bedürfnissen – egal ob sie in Städten oder im ländlichen Raum leben –, das wird entscheidend sein. Das gilt im Übrigen genauso für den Straßengüterverkehr. Ich bin überzeugt davon, dass wir auch mit individueller Mobilität und mit dem Auto klimaneutral werden können. Nutzfahrzeuge, Anhänger und Auf bauten werden ihren Beitrag dazu leisten. Mittelständische Unternehmen wie Krone bringen sich hier sehr engagiert ein.
B.K.: In der Tat. Zum einen optimieren wir kontinuierlich unser Umweltmanagement. Dazu gehören unter anderem der Verbrauch von Materialien und Ressourcen und das Thema Recycling. Klimaneutralität heißt für uns aber auch, dass wir den Energieverbrauch in unserer Produktion reduzieren. So wird beispielsweise unsere Farbgebung seit vielen Jahren mit einem Blockheizkraftwerk betrieben, das eine deutliche CO2-Reduzierung ermöglicht. Auch die Anlage zur kathodischen Tauchlackierung, die in unserem modernen Oberflächenzentrum in Werlte installiert wurde, ist in puncto Energieeffizienz auf dem neuesten Stand. Die Deutsche Energie-Agentur hat sie als Leuchtturmprojekt für die Reduzierung von Abwärme ausgezeichnet. Ein weiteres Beispiel für unseren Beitrag zur Klimaneutralität ist, dass wir regenerative Energien nutzen: An unseren Standorten in Lübtheen und Herzlake sind große Fotovoltaikanlagen auf den Dächern installiert. Auch sie haben einen positiven Einfluss auf unsere Energiebilanz. Zudem setzen wir in unseren Produkten und Services verstärkt auf digitale Lösungen, um unseren Kunden mehr Effizienz und Wirtschaftlichkeit zu ermöglichen. Ich bin überzeugt, dass auch die Digitalisierung den Klimaschutz und die Innovationskraft der deutschen Wirtschaft noch weiter stärken wird.
H.M.: Ich sehe das genauso wie Sie. Die Digitalisierung ist und bleibt ein sehr großer Zukunftstreiber, der uns neben mehr Wachstum, mehr Freiheit und mehr Sicherheit auch mehr Klimaschutz bringt. Wir als Verband sehen jedoch großen politischen Handlungsbedarf, damit innovative Lösungen auch umgesetzt werden können. Wir wünschen uns beispielsweise eine digital optimierte Verkehrslenkung in den Städten, die Staus reduzieren und Wege beschleunigen kann. Unser Ziel sind außerdem autonom fahrende Shuttles in der City und auf dem Land sowie neue Assistenzsysteme. Wenn wir die einzelnen Verkehrsträger intelligent verknüpfen, kann das den Nutzerinnen und Nutzern ihren Alltag sehr erleichtern. All das braucht aber einen schnelleren Ausbau der digitalen Infrastruktur, insbesondere für 5G, und eine raschere Umsetzung der Rahmenbedingungen für autonomes Fahren. Wo stehen Sie mit Ihrem Unternehmen in puncto Digitalisierung, und wie viel Potenzial liegt für Sie noch darin?
„Klimaschutz ist eine Aufgabe, der wir uns als Menschheit stellen und zu der wir alle beitragen müssen.“
Hildegard Müller
B.K.: Wenn ich auf das vergangene Jahr zurückschaue, dann stand für uns natürlich einerseits die interne Digitalisierung im Fokus – sowohl was die Geschäftsabläufe betrifft als auch die Unterstützung der Menschen, die für uns arbeiten. Homeoffice und die Etablierung von flexiblen Arbeitszeiten konnten wir gut realisieren, wir haben hier viel in die IT investiert, um den gebotenen Sicherheitsanforderungen gerecht zu werden. Wenn ich andererseits auf unsere Produkte schaue, dann spielt Digitalisierung sowohl im Bereich der Landmaschinen, die wir herstellen, als auch bei unseren Nutzfahrzeugen eine wichtige Rolle. Die Fahrzeuge selbst werden digital überwacht, um ihre permanente Funktionstüchtigkeit zu sichern. Zudem ermöglichen die Daten die vorausschauende Wartung – Predictive Maintenance. Und natürlich kann man einsehen, was mit der Ware während des Transports an Bord passiert, also ob beispielsweise die nötigen Temperaturen eingehalten werden. Drittens können wir mit unseren digitalen Lösungen die Auslastung der Fahrzeuge optimieren. Auch das zahlt wieder auf das Konto Klimaneutralität ein. Die Automobilindustrie unterstützt ja das Ziel der EU-Kommission, Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent bis 2050 zu machen.
H.M.: Absolut! Klimaschutz ist eine Aufgabe, der wir uns als Menschheit stellen und zu der wir alle beitragen müssen. Unsere Mitgliedsunternehmen investieren bis 2025 über 150 Milliarden Euro in klimaneutrale Antriebe, Elektromobilität und die Digitalisierung des Verkehrs. Die deutschen Hersteller haben schon heute mehr als 50 Prozent Marktanteil am europäischen Markt für Elektroautos. Damit sind sie Europameister in der Elektromobilität! Und auch bei den Nutzfahrzeugen gibt es engagierte Ziele. Wir sind weiterhin überzeugt, dass wir langfristig einen Technologiemix aus Elektroantrieb, Wasserstoff und E-Fuels brauchen, um Klimaneutralität im Verkehr zu erreichen. Das gilt für Pkws genauso wie für Nutzfahrzeuge. Auch der moderne und saubere Verbrennungsmotor leistet seinen Beitrag. Schon vor den Kommissionsvorschlägen war für uns aber klar: Gerade im Pkw-Bereich hat der schnelle Hochlauf der Elektromobilität Priorität. Hier haben wir als Automobilindustrie in den vergangenen Jahren auch geliefert: Die Kundinnen und Kunden können heute bereits aus mehr als 70 E-Modellen deutscher Hersteller wählen – bis Ende 2023 werden es knapp 150 sein. Doch die mangelnde Ladeinfrastruktur in Europa ist ein echter Bremsklotz für den Erfolg. 69 Prozent der Ladepunkte befinden sich in gerade einmal drei Ländern: in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. Und eine entsprechende Infrastruktur für Nutzfahrzeuge existiert bislang kaum. Der VDA engagiert sich sehr, dass dieses Thema in der Politik endlich engagiert behandelt wird. Die Kommission schlägt nun zwar eine verbindliche Regulierung für den Ausbau vor – das sehen wir als positives Zeichen. Gleichwohl bleiben die Vorgaben noch deutlich hinter dem zurück, was für eine Flächendeckung erforderlich wäre. Und damit die Elektromobilität ihr volles Potenzial entfalten kann, brauchen wir 100 Prozent Ökostrom. Ich habe gesehen, Sie bieten einen elektrischen Kühlsattelauflieger an – das ist sehr spannend. Wie setzen Sie das technisch um?
B.K.: Bei unserem Krone Cool Liner THT wird das Kühlgerät rein elektrisch betrieben: In dem Fahrzeug ist ein Batteriepaket installiert, das über Rekuperation aufgeladen wird – ein Achsgenerator lädt die Batterie mit der Bremsenergie auf. Das spart sehr viel Dieselkraftstoff, mit dem diese Geräte ja standardmäßig noch betrieben werden.
H.M.: Beeindruckend! Ich denke, dass bald die CO2-Zertifizierung von Auf bauten Pflicht wird. Dementsprechend müssen neue innovative Ideen zur Optimierung von Anhängern schnell ermöglicht und auch gefördert werden. Gibt es weitere Projekte in Ihrem Haus, die in diese Richtung gehen?
B.K.: Neben der Nutzung von Rekuperation kann man den Kraftstoffverbrauch beispielsweise durch aerodynamische Konstruktionsteile am Trailer reduzieren: Hier bieten wir Pakete mit Seitenverkleidung oder Heckdiffusor an, die den Luftwiderstand messbar senken.
H.M.: Förderprogramme für Nutzfahrzeuge sollten in Zukunft alle Fahrzeuge und Komponenten berücksichtigen. Das heißt auch, dass längerfristige Förderprogramme für Trailertechnologien oder die von ihnen genannten elektrischen Nebenaggregate an Auf bauten realisiert werden müssen. Die Restriktionen in Europa, die bezüglich der Massen und der Abmessungen für Nutzfahrzeuge gelten, sollten überarbeitet werden. Sie müssen daran ausgerichtet werden, welches Potenzial sie für die CO2-Minderung haben. Und wenn es politisch gewünscht ist, mehr Güter auf die Schiene zu verlagern, müssen auch die Prozesse und Preise im kombinierten Verkehr entsprechend angepasst werden.
HILDEGARD MÜLLER
Präsidentin des
Verbandes der Automobilindustrie
Bevor Hildegard Müller 2020 Präsidentin des VDA wurde, war sie im Vorstand des Energieversorgers Innogy SE für das Ressort Netz, Infrastruktur und Digitalisierung verantwortlich.
B.K.: Erlauben Sie mir dazu folgende Anmerkung: Da es gar nicht möglich ist, alle Güter von der Straße auf die Schiene zu bringen, müssen wir weiterhin den Straßentransport optimieren, und es sollte systemoffen diskutiert werden, welche Wege hier die richtigen sind. Wir würden uns natürlich wünschen, dass das nicht nur besprochen wird, sondern auch umgesetzt wird – vor allem kurzfristiger, damit wir als Branche noch mehr Mut aufbringen können, um innovative Lösungen mal zu testen.
H.M.: Ich gebe Ihnen völlig recht. Gibt es weitere Punkte, in denen die Politik Sie als Mittelständler unterstützen sollte? Was wünschen Sie sich von den Entscheiderinnen und Entscheidern?
B.K.: Vor allem Verlässlichkeit. Und dass Unternehmertum nicht bestraft, sondern gefördert wird, weil es den Standort Deutschland und Arbeitsplätze sichert. In Bezug auf unsere Produkte wäre es wünschenswert, dass Konzepte wie der Lang-Lkw oder auch allgemein Gewichts- und Längenmaße offen diskutiert und nicht durch politische Restriktionen verhindert werden. Frau Müller, was haben Sie auf Ihrer Agenda – was braucht es Ihrer Meinung nach in den kommenden Jahren, um die genannten Ziele zu erreichen?
H.M.: Die klimaneutrale Mobilität der Zukunft ist ein ambitioniertes Projekt, das Industrie, Politik und Gesellschaft nur gemeinsam umsetzen können. Beim Klimaschutz ist es fünf vor zwölf, und wir müssen handeln – das wissen wir und tun es auch. Wer die weltweit engagiertesten Klimaziele hat, benötigt dann aber auch die besten Standortbedingungen. Davon sind wir leider zunehmend entfernt, und dies belastet gerade den engagierten Mittelstand sehr. Außerdem brauchen wir eine Politik, die auf die Bedürfnisse der Verbraucher ausgerichtet ist – egal ob in Städten oder im ländlichen Raum. Was wir nicht brauchen, sind Vorgaben bezüglich der Technologien. Vielmehr sollten Innovationen flankiert werden. Mit ihnen kann man die Klimaneutralität bis 2050 am effizientesten erreichen und dabei den Spagat zwischen Klimaschutz, Wirtschaft und Sozialverträglichkeit meistern.
Fotos: Schöning Fotodesign