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„Die Datenkompetenz wird immer wichtiger“

Interview: Maximilian Birle, Leiter für Vertrieb & Service Telematics und digitale Dienstleistungen bei Krone, über die zunehmende Bedeutung von Telematikanwendungen für Nutzfahrzeuge sowie die dadurch entstehenden Herausforderungen für Hersteller und Kunden.

Welche Bedeutung hat Telematik im Nutzfahrzeugsegment?
Die Nutzfahrzeugbranche ist eine der ersten Geschäftssparten gewesen, in die Telematik Einzug gehalten hat und seitdem einen großen Einfluss ausübt. Anfangs ging es dabei eher um die rein technische Überwachung, inzwischen vor allem aber auch darum, Logistikketten zu vernetzen. Ein nicht mit Telematik verbundenes Nutzfahrzeug kann heutzutage an einer digitalen Logistikkette nicht teilhaben. Darüber hinaus spielt Telematik auch im effizienten Flottenmanagement eine bedeutsame Rolle.

Welches Thema bewegt gegenwärtig Ihre Kunden – die Transportunternehmen – am meisten?
Unsere Kunden sind ja traditionell Speditionen. Bisher haben sie hauptsächlich nur Güter transportiert, jetzt werden sie plötzlich noch zu Datentransporteuren und -produzenten. Hierbei handelt es sich um eine Transformation, die viele Fragen aufwirft – vom Datenschutz bis hin zu der Fragestellung, wer welche Daten wann, wo und zu welchem Zweck abrufen kann und darf. Viele mittelständische Speditionen haben erkannt, dass Datenkompetenz für sie immer essenzieller wird – und das gilt natürlich auch für Krone. Wir investieren sehr viel Geld und Zeit, um diesbezüglich unsere Kompetenz weiter auszubauen.
                           

MAXIMILIAN BIRLE

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Maximilian Birle (36) leitet im Fahrzeugwerk Krone die Abteilung Vertrieb & Service Telematics und digitale Dienstleistungen. Er ist vom Digitalisierungspotenzial der Transportbranche überzeugt.

Wie wird Telematik heute schwerpunktmäßig genutzt?
Die Hauptfunktionen sind die Erfassung der Position eines Trailers und seines Verlaufs. Bei Kühlern kommt die genaue Dokumentation der Kühltransportketten als unerlässliche Funktion hinzu. Dann ist noch Sicherheit ein wichtiger Punkt, insbesondere für die Pharmabranche und bei High-Value-Goods, bei denen während des Transports eine besondere Sicherheitsstufe einzuhalten ist. Hierfür gibt es zum Beispiel ein spezielles Sicherheitssystem, das dafür sorgt, dass der Fahrer den Trailer nicht mehr allein öffnen kann, sondern dazu nach dem Vieraugenprinzip eine ferngesteuerte Freigabe seines Disponenten braucht.

Wohin geht der Trend?
Vor allem geht es darum, eine bestmögliche Datenausnutzung zu erreichen. Die Telematik hat sich mittlerweile von einem Überwachungs- zu einem Unterstützungssystem gewandelt, das beispielsweise den Reifendruck und -verschleiß dokumentiert und dadurch ermöglicht, Schäden zu beheben, bevor diese überhaupt sichtbar werden.

Wer ist die treibende Kraft hinter diesen Neuentwicklungen: eher der Hersteller oder die Kunden?
Ich glaube, man kann hier tatsächlich von einer Symbiose sprechen. Natürlich sind die Kunden in dieser Transformation ein starker Impulsgeber. Und dieser Austausch funktioniert übrigens zum großen Teil sehr partnerschaftlich, wobei große Kunden auch über sehr gute eigene IT-Abteilungen verfügen und im Einzelfall sogar zu eigenständigen IT-Systemhäusern avancieren, um sich vom Wettbewerb abgrenzen zu können. Auf der anderen Seite ist es natürlich so, wie Henry Ford schon sagte: „Hätte ich die Cowboys gefragt, was sie haben wollen, hätten sie gesagt: ein schnelleres Pferd.“ Für uns als Hersteller besteht die Herausforderung stets darin, in sehr komplexen Dimensionen zu denken und zu entwickeln, damit wir die nächste Innovationsstufe erreichen.

Foto: Krone

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