Der Hyperloop aus Emden: Ein Team an der Hochschule Emden/Leer entwickelt eine Kapsel, die in der Hochgeschwindigkeitsröhre „Hyperloop“ von Elon Musk fahren kann. Das System könnte ein wichtiger Bestandteil des Verkehrskonzepts der Zukunft werden.
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lon Musk, Gründer des Elektroautoherstellers Tesla, will bemannte Kapseln in einer Röhre namens „Hyperloop“ mit nahezu Schallgeschwindigkeit bewegen. Als er im Jahr 2015 Studierende weltweit dazu aufrief, seine Vision zu unterstützen, wurden darauf auch Walter Neu und Thomas Schüning, Professoren an der niedersächsischen Hochschule Emden/ Leer, aufmerksam. Gemeinsam stellten sie ein Team auf, das ein eigenes Fahrzeug nach dem Hyperloop-Prinzip entwickelt: Die Kapsel „Hyperpod X“ soll in der Röhre von Musk schweben, blitzschnell dahingleiten und dabei nur sehr wenig Energie verbrauchen. Der Luftwiderstand macht normalerweise rund 80 Prozent des Energieverbrauchs eines Fahrzeugs aus – Hyperloop ist ein nahezu luftleerer Raum. Das Konzept sei kein Science-Fiction-Szenario, so Schüning, sondern „eine Technologie, die wir von der technischen Seite her beherrschen“.
WELTWEIT WIRD AN SYSTEMKOMPONENTEN GEARBEITET
Der Luftdruck in der Röhre sei mit dem eines Fluges in 20 bis 30 Kilometern Höhe zu vergleichen. „Man kann also sagen, dass der Hyperloop Flugzeuge auf den Boden bringt“, erklärt der Maschinenbauingenieur. Eine weltweite Community von Unternehmen und Hochschulen arbeitet nun an passenden Systemkomponenten. „Die Kapseln müssen stabil und sicher sein, um die hohen Geschwindigkeiten auszuhalten, und gleichzeitig sollen sie schweben können“, erklärt Schüning. „Dabei müssen wir uns bestimmten Restriktionen der Röhre unterwerfen, unter anderem dass innerhalb des Systems keine Wärmeabfuhr möglich ist.“ Er sieht den Standort Emden als Player in einem internationalen Hyperloop-Netzwerk: „Wir haben bereits einige EU-Forschungsprojekte initiiert und versuchen, alle Akteure zusammenzubringen, um das Thema Hyperloop Realität werden zu lassen.“ Dazu brauche es eine Teststrecke. Im niederländischen Groningen wird zum Beispiel an einem Modell gebaut. Auch die ehemalige Versuchsstrecke des Transrapids im Emsland eignet sich teilweise – technologisch könne man den Hyperloop als Transrapid 2.0 bezeichnen. „Letztlich brauchen wir aber eine gemeinsame Strecke für Europa“, so Schüning.
VERBINDUNGEN MIT LOGISTIKHUBS
Während Elon Musk vor allem auf eine hohe Geschwindigkeit des Systems setzt, um damit Menschen reisen zu lassen, will die Community laut Schüning zunächst stärker den Güterverkehr betrachten.
„Die Röhre kann sicher andere Verkehrsträger nicht vollständig ersetzen. Doch es liegt auch großes Potenzial in der Kombination mit weiteren alternativen Zustellkonzepten wie dem Cargobike der Krone-Tochter Rytle. Wir stehen mit dem Fahrzeugwerk Krone in Kontakt, um Wissen und Erfahrungen auszutauschen.“ Der Experte hält es für vorstellbar, dass in mindestens zehn Jahren erste Strecken entstehen, die Industriegebiete mit Logistikhubs verbinden. „So könnte man mehr Lieferverkehr aus den Städten herausholen“, erklärt er. Der Ausbau einer Hyperloop-Infrastruktur sei dabei sicher eine der größten Herausforderungen: „Wenn man die Klimaziele erreichen will, muss man sich aber solchen Herausforderungen stellen.“