Krone entwickelt mit dem Multifunktions-Chassis Box Liner TU 50 Traction Automatic eine Innovation, die Prozesszeiten im Terminal oder im Depot optimieren und viel Zeit bei der Abwicklung des Containerguts sparen kann.
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in Chassis innerhalb von nur einer Minute auf eine neue Containergröße umstellen: Mit dem ersten vollautomatischen multifunktionalen Box Liner TU 50 Traction Automatic von Krone wird das möglich. Per Knopfdruck stellt sich das Chassis komplett eigenständig auf die gewünschte Konfiguration ein. Hat es beispielsweise eben noch einen Container von 20 Fuß heckbündig und mittig getragen, nimmt es nun einen von 40 Fuß passgenau auf. Der Fahrer kann dank einer Fernbedienung dabei sogar in der Zugmaschine sitzen bleiben, er wird entlastet, Fehleinstellungen werden vermieden und Fahrerfehler ausgeschlossen, genau wie der Fehlhub im Terminal. Das System erhöht die Sicherheit und macht den Vorgang deutlich komfortabler. Vor allem beschleunigt es das Wechseln von Containern. „Für den Umschlag am Hafen gehen wir davon aus, dass die Effektivität um etwa zehn Prozent erhöht werden kann“, erklärt Produktmanager Ulrich Josefowitsch. „Damit können durch fünf Züge mit dem automatisierten Box Liner sechs Sattelzüge ersetzt werden.“
Volle Produktion ab 2024
Die Basis ist ein Gooseneck-Chassis, das den Transport in Ländern mit einer Höhenbegrenzung von vier Metern dennoch ermöglicht. Die klassischen Twistlocks, mit denen das Chassis in der Regel mechanisch verstellt wird, wurden beim multifunktionalen Box Liner durch Sensoren, robuste Luftzylinder und eine automatisierte Verriegelungsmechanik ersetzt. Ein gleichmäßig laufender Druckluftmotor treibt den Heckausschub an. Am Ende quittieren eine Kontrolllampe und die Bremsfreigabe die korrekte Verriegelung des Containers nach dem Aufsetzen. Das Konzept wurde mit speziell dafür entwickelten Komponenten von Aucos als Experte für zuverlässige automatisierte Containerverriegelungen und Sattelkupplungen sowie elektronische und pneumatische Steuerungstechnik umgesetzt. Krone stellt das Chassis auf der IAA vor und will 2023 eine Kleinserie auflegen; die Serienproduktion soll 2024 anlaufen.
Angesichts der Wartezeiten in den Häfen haben die Fahrer derzeit leider noch viel Zeit, um ein Chassis passend einzustellen. „Doch das wird sich in Zukunft ändern“, so Josefowitsch. „Schon heute gibt es in Rotterdam Terminals, an denen vorab angemeldete Fahrzeuge extrem schnell abgewickelt werden.“ Zudem werden viele Terminals in nächster Zeit umgebaut, um den immer größeren Schiffen gerecht zu werden, die teilweise bis zu 20.000 Container fassen. „Diese müssen ja auch zügig entladen, abgestellt und transportiert werden. In Zukunft müssen die Prozesse in den Häfen dementsprechend noch stärker professionalisiert werden. Unser Chassis kann diese Entwicklung unterstützen.“
Autonome Fahrzeuge aus der Ferne ansteuern
In Depots gibt es bereits die Herausforderung, dass alles sehr schnell abgewickelt wird. „Dort hängt ja der Container manchmal quasi schon am Reachstakker, sobald der Fahrer auf das Gelände fährt. Hier kann das vollautomatische Chassis Box Liner TU 50 Traction Automatic seine ganze Stärke ausspielen“, erklärt der Produktmanager. Weiterhin denkt er an dessen Einsatz beim autonomen Fahren: Die Containereinstellung könnte dann vom Terminal aus automatisch aus der Ferne angesteuert werden. Interessant ist das Chassis vor allem für alle Unternehmer, die Hafenumfuhr- und Shuttleverkehre fahren. „All jene, die eine hohe Umschlagsfrequenz haben, werden davon profitieren“, so Josefowitsch. „Sie können dann ihr Transportgut schneller umschlagen und sparen gegebenenfalls auch Platz, weil die Fahrzeuge nicht mehr lange stehen: So kann das Chassis innerhalb kürzester Zeit weiterfahren.“