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Die Rastlose

Als CCO des Start-ups Parcel Perform ermöglicht Dana von der Heide gemeinsam mit ihrem Co-Gründer Dr. Arne Jeroschewski Onlinehändlern ein korrektes und kundenfreundlich aufbereitetes Tracking von Paketsendungen.

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ie findet Logistik „unfassbar spannend“, sagt Dana von der Heide. Und die 32-jährige Berlinerin will die Branche gemeinsam mit Dr. Arne Jeroschewski ein großes Stück kundenfreundlicher, digitaler und schneller machen: Die beiden haben mit Parcel Perform ein Unternehmen gegründet, das eine cloudbasierte Zustellplattform für E-Commerce-Unternehmen entwickelt hat. Diese bietet transparente Trackingdaten in Echtzeit an: E-Commerce-Händler wie Nespresso können mit Parcel Perform ihren Kunden auf der firmeneigenen Oberfläche ganz genau zeigen, wo sich ihre Sendung gerade befindet und vor allem, wann sie ankommen wird. An dieses Geschäftsmodell glauben auch finanzstarke Investoren: Cambridge Capital und SoftBank Ventures haben im Sommer 2021 satte 20 Millionen US-Dollar in das Unternehmen investiert.
                  

ZUERST KONZERN VON INNEN KENNENLERNEN

Zuvor hatten von der Heide und Jeroschewski das Unternehmen in fünf Jahren Arbeit sehr solide aufgebaut – in Singapur. Dorthin verschlug es Dana von der Heide nach dem Studium. Sie hatte in Berlin Publizistik, Kommunikationswissenschaften, Politikwissenschaften und Psychologie belegt und „rein aus Interesse“ mehrere Bachelorabschlüsse gemacht. Damals steuerte sie einen Job in einer PR-Agentur an. Doch einer ihrer Professoren, Kommunikationsleiter bei DHL, empfahl ihr, erst ein großes Unternehmen von innen kennenzulernen. Ein internationales Traineeprogramm von DHL brachte sie nach Singapur. Danach arbeitete sie in der Konzernstrategie des Unternehmens. „Wir haben damals einen Changeprozess in Richtung E-Commerce eingeleitet. Für diesen Prozess habe ich sehr viel Kundenfeedback eingeholt und gesehen, wie stark der Erfolg im Onlinehandel davon abhängt, dass die Bestellungen tatsächlich ankommen.“

Händler arbeiten in der Regel mit mehreren Carriern zusammen – und die haben alle ihre eigenen Trackingseiten. „Große Onlineunternehmen legen sehr viel Wert auf die Optimierung ihrer Seiten – doch dann müssen sie ihre Kunden für das Tracking auf die Websites der Paket- und Expressdienstleister schicken, die oftmals unübersichtlich sind und nicht immer die passenden Antworten liefern. Das stört das Einkaufserlebnis und ist damit aus Marketingsicht ein echtes Problem.“ Gleichzeitig wurde ihr bewusst, wie lange eine Veränderung in einem Konzern dauern kann: „Es gibt so viele gute Ideen. Aber ein Wandel muss wohl in der Regel von Externen kommen.“
                          
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EXPANSION IN DIE USA

Sie sprach mit Arne Jeroschewski über das Potenzial des Themas Tracking. Gemeinsam gründeten sie 2015 in Singapur Parcel Perform, investierten ihre ganze Zeit und ihr Erspartes in das Unternehmen – das zahlte sich aus: Heute arbeitet das Unternehmen profitabel. Jeroschewski fungiert als CEO, von der Heide als CCO (Chief Customer Officer) und ist damit in erster Linie für den Kundenkontakt verantwortlich. Mit Khang Nguyen kam früh ein CTO aus Vietnam hinzu; in dem Land hat Parcel Perform eine von inzwischen drei Niederlassungen. Nachdem sich das Start-up in Asien etabliert hatte, schaute es auf den europäischen Markt, man gründete ein Büro in Berlin und expandiert inzwischen auch in die USA. „Dieser jüngste Schritt ist für uns technisch geradezu einfach, da Südostasien der sehr viel schwierigere Markt war“, so Dana von der Heide. Unterschiedliche Sprachen und Zeitzonen sind eine große Herausforderung für das Geschäft mit den USA – und dass es dort statt eines halben Dutzends Paketdienstleister um die 300 gibt.

Dana von der Heide erklärt, sie sei „sehr stark praxisgetrieben. Ich bin keine Theoretikerin, sondern tue einfach gern Dinge. Ich entwickle gern Lösungen und baue Teams auf. Das macht mir unglaublich viel Spaß und gibt mir auch sehr viel Energie.“ Wenn ihre Familie sie mal wieder daran erinnert, dass sie nicht zu viel arbeiten sollte, denkt sie: „Ich glaube, es gibt einen großen Unterschied zwischen: ‚Ich arbeite‘ und ‚Ich hab’ da richtig Bock drauf!‘.“ Sie empfinde ihren Job, der natürlich nur mit vielen Wochenstunden und vollem Engagement zu schaffen sei, nicht als Belastung. „Ich bin aber auch jemand, der nie still sitzen kann. Zwei Wochen Urlaub am Strand würde ich kaum aushalten. Ich möchte immer etwas mit dem Kopf machen, bin einfach sehr umtriebig.“


ES GEHT UM DEN TRANSPORT VON A NACH B

Die Branche Transport und Logistik sieht sie als einen „hidden champion“ und meint: „Am Ende hängt die Welt doch davon ab, dass Güter von A nach B transportiert werden – im B2B-Segment genauso wie bei B2C und C2C. Und dieses Von-A-nach-B ist ein sehr manueller, arbeitsintensiver Prozess, vor dem ich größten Respekt habe.“ Parcel Perform will ihn mit digitaler Intelligenz unterstützen. „Dabei spüre ich zunehmend, dass unser Impact wächst, je erfolgreicher das Unternehmen ist“, erklärt sie. „Was mich wirklich motiviert, ist, dass man tatsächlich eine Veränderung in dieser Branche anstoßen kann.“
                     

PROFIL


Dana von der Heide
Dana von der Heide hat an der FU Berlin einen kombinierten Bachelor of Arts in Psychologie, Kommunikation und internationaler Politik absolviert. Nach einem International-Management- Trainee-Programm bei DHL war sie drei Jahre als Senior Business Development Manager für DHL eCommerce Asia tätig. Zudem war sie seit 2018 eFounder-Stipendiatin bei Alibaba. 2016 gründete sie mit Dr. Arne Jeroschewski Parcel Perform.
                

Das baut auf einer sicheren Basis auf: In den ersten rund 18 Monaten nach der Gründung igelte sich das Team geradezu ein, um zuerst ein stabiles, zuverlässiges Produkt zu bauen. Erst dann ging man damit nach draußen. Die Gründer legen großen Wert darauf, die Software so zu entwickeln, dass sie den Bedürfnissen der Kunden gerecht wird. Und dass schnell gearbeitet wird: Sowohl neue Kunden als auch neue Logistikdienstleiser werden innerhalb von zwei Wochen an die Cloud angeschlossen. „Wir skalieren kräftig, in der Coronapandemie sind wir um das Fünffache gewachsen“, so Dana von der Heide. „Aber wir achten immer darauf, dass das Wachstum stabil verläuft, dass unser Team sich damit wohlfühlt, dass wir gesund und nachhaltig wachsen.“


DIVERSE TEAMS

Ihrem Mitgründer und ihr ist außerdem wichtig, dass die Teams divers sind: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stammen aus 17 verschiedenen Nationen und sprechen rund 20 Sprachen, sie haben unterschiedlichste Hintergründe. „Die besten im Salesteam haben vorher gar nicht mit Sales zu tun gehabt“, so von der Heide. Frauen machen etwa die Hälfte des Teams aus: „Wir nehmen uns Zeit, um passende Kandidaten oder Kandidatinnen auszuwählen. Und wo Frauen auch in verantwortlichen Positionen tätig sind, ziehen sie wie automatisch mehr weibliche Mitarbeiterinnen an – sie sind Vorbild.“

Die 20-Millionen-Dollar-Finanzierung sei ein großer Meilenstein für Parcel Perform, so Dana von der Heide. „Und gleichzeitig habe ich das Gefühl, jetzt geht es erst richtig los“, erklärt sie. In den ersten Jahren stehe ein Start-up ja in der Regel immer auf der Kippe. „Wir sind aber inzwischen etabliert und profitabel. Das zeigt ja, dass wir mit dem, was wir anbieten, Geld verdienen können.“ Sie will dem Unternehmen treu bleiben und glaubt, dass Parcel Perform sie persönlich noch lange begleiten wird – einfach weil es noch viele spannende Dinge zu entdecken gibt: „Das Unternehmen hat unfassbar viel Potenzial, und wir können am Markt noch sehr viel bewegen.“
                   
Fotos: Parcel Perform

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