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anchmal muss man einfach ein bisschen Mut haben – und eine gesunde Portion Selbstvertrauen. Rudolf Wiltfang zeigte 1999 beides, als der Tiefkühlkosthersteller Costa für seine neue Produktionsstätte in Emden eine Hausspedition suchte. „Da bin ich einfach ins kalte Wasser gesprungen, habe mich beworben und den Auftrag bekommen“, lacht der heute 63-Jährige, der die Entscheidung gemeinsam mit seiner Ehefrau Hielte fällte. Bis dahin hatten die beiden einen Lkw- und Transporterverleih betrieben. Ihr Mut und das Selbstvertrauen zahlten sich schnell aus. Aus der Spedition heraus entstand mit der Emder Kühlhaus-Logistik (EKL) eine über die Region hinaus bekannte Institution für die Lebensmittel- und Fischwirtschaft; gerade hat das Unternehmer-Ehepaar das dritte Kühlhaus für seine Kunden eröffnet. Auch der Generationswechsel ist eingeleitet. Längst arbeiten auch die drei Kinder in der Firma, die insgesamt 20 Beschäftigte hat. „Die Zusammenarbeit ist durch großes Vertrauen geprägt“, betont Wiltfang und schließt neben der Familie, den Mitarbeitern und dem Kunden Costa die Krone-Gruppe ein: „Mein erster Kühlauflieger war ein Cool Liner. Seitdem fahre ich nichts anderes mehr.“
ENGE EINBINDUNG IN PRODUKTIONSPROZESSE
Temperaturgeführte Logistik im Tiefkühl- und Frischwarenbereich gehört zu den Königsdisziplinen im Transport- und Warenmanagement. Wiltfang beherrscht sie und hat sich im Laufe der Jahre vom Transporteur zum umfassenden Dienstleister entwickelt. Sein größter Kunde ist zugleich auch der unmittelbare Nachbar. Als der Unternehmer sein erstes Kühlhaus für Costa baute, hatte er Glück und konnte eine unmittelbar an die Produktion angrenzende Gewerbefläche mit Wachstumspotenzial kaufen. Das sorgt für kurze Wege und enge Verbindungen. Das Emder Familienunternehmen hat längst die komplette Logistik inklusive Warehousing und Handling übernommen. Rohwaren bleiben in den eigenen Kühlhäusern bis zur Just-in-time-Lieferung an die Fertigungslinien; fertige Produkte werden hier zwischengelagert, kommissioniert und anschließend direkt zum Abnehmer oder zum zentralen Versandlager nach Rheine transportiert. Das bedeutet: „Wir sind ganz eng in den Produktionsprozess eingebunden“, sagt Nils Wiltfang. Der 33 Jahre alte Sohn des Gründers gehört inzwischen der EKL-Geschäftsführung an und kennt sich mit Lebensmitteln und bei Costa bestens aus. Er hat dort nach einer Lebensmitteltechnik-Ausbildung gearbeitet, sodass er sehr gut weiß, was der Kunde erwartet. Natürlich fertigt Costa nach genau ausgeklügelten Plänen, sodass EKL die Rohwarenversorgung und die Einlagerung der Fertigprodukte langfristig steuern kann. Aber dem Bedarf im Handel entsprechend gehören kurzfristige Planänderungen in der Lebensmittelindustrie zum Alltag: „Wir sind dafür bestens aufgestellt und verfügen über ein gut eingespieltes Team“, sagt der Juniorchef.
»Mein erster Kühlauflieger war ein Cool Liner. Seitdem fahre ich nichts anderes mehr.«
Rudolf Wiltfang,
Gründer der Emder Kühlhaus-Logistik (EKL)
Gründer der Emder Kühlhaus-Logistik (EKL)
Für Logistiker und Transporteure in der Lebensmittelindustrie steckt die große Herausforderung sowohl in der notwendigen Schnelligkeit als auch in den extrem hohen Anforderungen an Qualität und Sicherheit. Schon frühzeitig hat Wiltfang die Weichen dafür gestellt, dass EKL dem Kunden logistische Komplettlösungen bieten kann. Dazu zählen natürlich auch die entsprechenden Qualitätskontrollen und Dokumentationen jedes einzelnen Schrittes entlang der gesamten Transportkette. Vor allem aber müssen die Abläufe, die Organisation und die Ausrüstung die erforderliche Leistungsfähigkeit gewährleisten. Schritt für Schritt ist EKL mit dem Hauptkunden gewachsen. Die inzwischen drei Lagerhäuser sind in unterschiedliche Kammern für das gesamte Temperaturspektrum von −24 °C bis +15 °C eingerichtet; die Regal- und Kühlsysteme werden elektronisch überwacht und sind mit Alarmsystemen ausgestattet, die die Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Blick behalten. Insgesamt haben die EKL-Hallen eine Lagerkapazität für 8.000 Paletten. Wiltfang hat aber nicht nur in die jüngste Technik für seine Lagersysteme investiert – auch im Interesse der Umwelt und des Klimaschutzes setzt er auf modernste Technologien. Das gilt sowohl für die Dämmung der Kühlhallen als auch für die Energiegewinnung. „Wir erzeugen unseren eigenen Strom“, sagt der Seniorchef mit berechtigtem Stolz. Auf den Dächern der Kühlhäuser hat er eine leistungsfähige Fotovoltaikanlage installieren lassen.
COOL LINER VON ANFANG AN
Auf modernste Technik vertrauen die Wiltfangs auch bei ihrer Lkw-Flotte. Die Spedition, aus der EKL entstanden ist und die von Sohn Ole Wiltfang geführt wird, zählt weiter zur Unternehmensgruppe und verfügt über sieben Zugmaschinen und zehn Kühlauflieger – Cool Liner von Krone. Das Unternehmen pflegt aber die Verbindung zum Trailerspezialisten aus dem Emsland nicht aus reiner Nostalgie, weil der erste Kühlauflieger einer von Krone war. „Die Trailer sind einfach sehr zuverlässig und wirtschaftlich“, betont Wiltfang. Und das sind wichtige Faktoren in Zeiten, in denen der Transportsektor auch angesichts steigender Treibstoffpreise und der allgegenwärtigen Mautpflicht unter Kostendruck steht. Seine Auflieger tauscht Wiltfang alle vier Jahre gegen neue aus; das gilt auch für die Zugmaschinen. Der pragmatisch denkende Unternehmer hat in dem Team, das sich bei Krone um seine Firma kümmert, ganz offensichtlich Partner mit einer ähnlichen Mentalität gefunden. „Da geht alles herrlich unkompliziert und einfach“, berichtet er. Für den EKL-Geschäftsführer zählen neben den technischen auch die optischen Qualitäten. „Unsere Trailer tragen deutlich sichtbar das Costa-Erscheinungsbild“, erläutert Rudolf Wiltfang, „also müssen unsere Fahrzeuge auch entsprechend ordentlich aussehen.“ Dass die Gespanne stets sauber auf den Hof des Kunden rollen, bedarf da keiner besonderen Erwähnung.
»Der Frische- und Direktversand liegt im Trend, wir haben uns rechtzeitig darauf eingestellt.«
Nils Wiltfang,
Juniorchef der Emder Kühlhaus-Logistik (EKL)
Juniorchef der Emder Kühlhaus-Logistik (EKL)
Auf die gute Unterstützung von Krone und durch seinen regionalen Partner des Zugmaschinenherstellers vertraut Wiltfang aber nicht nur wegen seines Großkunden Costa. EKL ist ein wichtiger Dienstleister für die Fischwirtschaft in Emden und an der friesischen Küste. Frischfisch, Krabben, Räucherfisch, Konserven und Marinaden – egal, was die Betriebe in den malerischen Sielhäfen direkt an der Küste und natürlich auch in Emden produzieren –, EKL lagert es ein und sorgt dafür, dass die Ware schnell und sicher zum Kunden kommt. Auch im Service für kleine und mittlere Kunden wird neben der Lagerei und dem Transport das gesamte Leistungsspektrum des Unternehmens sichtbar. Ähnlich wie bei Großkunden nimmt das EKL-Team auch hier die Qualitätskontrollen vor und garantiert den sicheren Umgang mit der empfindlichen Ware. Bestellungen werden kommissioniert, neben Vollpaletten versendet das Unternehmen auch kundenspezifisch zusammengestellte Gebinde. Dafür unterhält EKL innerhalb der Kühlhäuser einen eigenen Arbeitsbereich mit Abfertigungszone und Verpackungslinie. „Der Frische- und Direktversand liegt im Trend, wir haben uns rechtzeitig darauf eingestellt“, sagt Nils Wiltfang.
NEUE VERTRIEBSIDEEN
Der Erfolg aus den vergangenen 20 Jahren hat nicht nur den Mut und das Selbstvertrauen der Wiltfangs weiter gestärkt – sie haben auch neue Ideen entwickelt, für deren Umsetzung sie auf ihre in all den Jahren entwickelten Fachkenntnisse vertrauen können. Mit dem Emder Matjesversand hat das Familienunternehmen außerdem eine Vertriebsschiene für diese Fischspezialität aus Emden geschaffen. „Wir haben bereits mehrere große Verbrauchermarktketten als Abnehmer“, freut sich Rudolf Wiltfang. Wie für die anderen Kunden werden die Fischprodukte im eigenen Haus kommissioniert und versandfertig gemacht. Neben dem Großkundengeschäft wächst inzwischen auch der Versand an Privatkunden über www.emder-matjesversand.de. Das ist das einzige Geschäftsfeld, bei dem Wiltfang auf den Einsatz von Krone Cool Linern verzichtet. „Private Bestellungen versenden wir über Kurierdienste in Kühlverpackungen“, erläutert Juniorchef Nils.
Fotos: Focke Hagen