Robotik und Automatisierung ermöglichen optimal planbare Prozesse
Krone sorgt mit dem digitalen Projekt KONAP und der Unterstützung durch künstliche Intelligenz für eine noch zuverlässigere Produktion und umso höhere Qualität. Der Profi Liner kann in Zukunft schon eine Woche nach Bestellung ausgeliefert werden.
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ie Hecktüren eines Krone-Trailers werden passgenau von Robotern gefertigt: Nachdem Blech vom Coil gerollt und zugeschnitten wurde, fügen intelligente Maschinen die Bauteile zusammen und verschweißen sie – präzise, sicher und schnell. „Hier muss kein Mensch mehr eingreifen, und wir erreichen damit eine äußerst geringe Fehlerquote sowie eine extrem hohe Qualität für den Kunden“, sagt Krone-Geschäftsführer Uwe Sasse. Die Roboter ermöglichen eine absolut zuverlässige und optimal planbare Produktion und entsprechen damit voll dem Entwicklungsprozess, dem sich das Unternehmen Krone stellt: Wir treiben die Automatisierung und Robotik intensiv voran, um nicht nur zukunftsfähig zu bleiben, sondern schon jetzt die vielen Vorteile dieser Technologien nutzen zu können. „Wir haben alle unsere bisherigen Prozesse auf den Prüfstand gestellt und zu neuen Prozessen und Arbeitsweisen wie der Modulbauweise überführt“, beschreibt Uwe Sasse diese umfangreiche Entwicklung. „So können wir den Kunden unsere Produkte schneller anbieten – und das bei noch höherer Qualität und zu wirtschaftlichen, marktfähigen Preisen.“
PROFI LINER IN MODULSTRUKTUR WEITERENTWICKELT
Der Profi Liner von Krone wurde zum Beispiel bereits voll auf diese Veränderung abgestimmt: „Wir haben ihn in einer Modulstruktur weiterentwickelt, bei der die Module jedes für sich gesehen automatisiert herstellbar sind und zum größten Teil auch automatisiert produziert werden“, erklärt Uwe Sasse. „Eine automatisiert hergestellte Schweißbaugruppe hat qualitativ immer ein gleichmäßig hohes Niveau und ist nicht etwa von Faktoren wie menschlichen Fehlern abhängig, die passieren können, wenn von Hand geschweißt wird.“ Doch nicht nur die Verbindungsnähte und Schweißpunkte aus Roboterhand sind von zuverlässiger Qualität, auch die Bearbeitung der Baugruppen und ihr maßgenaues Zusammenfügen mithilfe von künstlicher Intelligenz funktioniert hervorragend – und mit konstant hoher Sicherheit.
»Wir erreichen damit eine äußerst geringe Fehlerquote sowie eine extrem hohe Qualität für den Kunden.«
Uwe Sasse, Geschäftsführer Konstruktion und Entwicklung
Ein Chassis besteht aus Untermodulen wie der Halsbaugruppe, dem Mittel- und dem Seitenmodul; sie alle sind bei Krone so ausgelegt, dass sie miteinander kombiniert werden können. „Dadurch reduzieren wir die Varianz in den Modulen“, so Sasse. „Wir nutzen wenige Standardmodule, die jedoch wie in einem Baukasten frei miteinander kombiniert werden können. In der Summe entsteht eine hohe Varianz für den Kunden.“ Inzwischen sind die Module in puncto Größe und Konstruktion so konzipiert, dass Roboter sie optimal greifen und schweißen, also miteinander verbinden können.
DATENWELT KOMPLETT AUF NEUE PROZESSE ABGESTIMMT
Die Voraussetzung für den reibungslosen Ablauf dieses Prozesses hat Krone bereits in den vergangenen drei Jahren geschaffen: „Wir haben unsere Datenwelt komplett darauf abgestimmt. Denn uns war klar, dass wir für eine intensive Automatisierung durchgängige, eindeutige Daten brauchen, die nicht redundant sind.“ Das Ergebnis heißt KONAP – Konfigurationsmanagement und Auftragsabwicklungsprozess. Die Vielzahl an möglichen Varianten, in denen ein Fahrzeug nun zusammengestellt werden kann, ist hier bereits komplett durchdacht: Jede mögliche Kombination ist konstruktiv vorausgeplant. Alle für die Kombinationen benötigten Daten sind im System hinterlegt. „Wenn uns nun ein Kunde mit dem Bau eines Fahrzeugs beauftragt, müssen wir die benötigten Komponenten nicht erst erzeugen, sondern können direkt auf sie zugreifen“, erläutert Uwe Sasse. „Somit werden Fehler bei der technischen Auftragsbearbeitung so gut wie ausgeschlossen, was wiederum zu einer hohen Zuverlässigkeit und Qualität führt. Das Produkt ist einmal durchdacht, die Daten sind für alle Varianten und ihre Kombinierbarkeit angelegt, und wir können von allen Planungstools und Maschinen, die wir einsetzen, darauf zugreifen.“ Ein weiteres Plus: Die Varianten sind auch alle validiert – es ist also sichergestellt, dass alle Bauteile und -gruppen miteinander funktionieren. So entstehen keine völlig neuen Produkte mehr, auch wenn natürlich auf individuelle Kundenwünsche immer eingegangen werden kann. Der Profi Liner wird bereits seit mehr als drei Jahren erfolgreich auf diese Weise produziert. KONAP startet Anfang Juli.
VORGEDACHTES PRODUKTPORTFOLIO SICHERT QUALITÄT UND KOMPATIBILITÄT
Lorenz Weiss, Bereichsleiter für Konstruktion und Entwicklung, erläutert, was das Projekt für Krone selbst sowie für seine Mitarbeiter und Kunden bedeutet.
Herr Weiss, wofür steht KONAP? Es besteht aus zwei Teilen: Konfigurationsmanagement und Auftragsabwicklungsprozess. Das Konfigurationsmanagement beschreibt alle unsere Prozesse, die wir dank dieses Systems auftragsunabhängig erledigen wollen, und ist die Datengrundlage für unseren neuen Auftragsabwicklungsprozess. Es ist ein end-to-end- Prozess, also vom ersten Kontakt unseres Vertriebs mit dem Kunden bis zur Auslieferung an ihn. Ähnlich, wie man es aus dem Automobilbereich kennt, wird ein Fahrzeug bei der Bestellung digital konfiguriert und dann direkt im Werk produziert.
Was bedeutet die Implementierung dieses Prozesses für das Unternehmen Krone? Es handelt sich um eine der größten Veränderungen, die wir in den vergangenen Jahren umgesetzt haben. Wir haben unsere Produkte bislang auf Basis von Aufträgen weiterentwickelt, möchten nun aber als Serienfertiger agieren und unsere Produkte „vordenken“. Deshalb haben wir eine Baukastenstruktur in unsere Produkte eingebracht und können uns jetzt vollumfänglich aus dieser Struktur bedienen. Dadurch sind wird auch in der Lage, schneller auf Veränderungen im Markt zu reagieren.
Was werden die Kunden davon spüren? Die verlässlichen Daten des Systems stellen sicher, dass die bestellten Fahrzeuge deutlich schneller abholbereit sein werden. Das vorgedachte Produktportfolio sichert Qualität und Kompatibilität. Der Kunde kann trotzdem noch sehr individuelle Trailer bekommen – wir können weiterhin Losgröße 1 fertigen, aber eben aus einem Baukasten.
An dem Prozess waren viele Abteilungen beteiligt. Wie haben die Mitarbeiter das Projekt umgesetzt? Für uns alle bedeutet KONAP einen starken Kulturwandel. Wir mussten vor allem eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen dem Produktmanagement, der Entwicklung und dem Vertrieb schaffen. Denn der Baukasten muss natürlich passgenau den Anforderungen des Marktes entsprechen. Viele Mitarbeiter mussten sich daher aus ihrer bisherigen Komfortzone herausbewegen und das „Silo-Denken“ aufgeben. Zudem haben wir drei Jahre an dem Projekt gearbeitet, brauchten also alle einen langen Atem. Es hat sich dabei wieder gezeigt, dass wir bei Krone auf ein dynamisches Team bauen können, in dem sich jüngere und ältere, erfahrenere Mitarbeiter gegenseitig unterstützen. Das gefällt mir auch persönlich sehr: Wir bekommen die Möglichkeit, neue Wege zu gehen, können sehr viel bewegen und uns alle weiterentwickeln.
FAHRZEUG AUF KNOPFDRUCK IN DIE PRODUKTION GEBEN
Die Weiterentwicklung des Profi Liners war auch von Beginn an mit einem ehrgeizigen Ziel verknüpft: dem „One Week Trailer“. In der Vergangenheit vergingen zwischen Auftragseingang und Auslieferung rund vier bis sechs Wochen. Viele Prozessschritte von der Erstellung des Kaufvertrags über eventuell anfallende Rückfragen zur Baubeschreibung und Beschaffung der Teile bis hin zur Konstruktion nahmen sehr viel Zeit in Anspruch. „Dank KONAP und der Automatisierung in der Produktion des Profi Liners ist das Fahrzeug in der Datenwelt bereits existent, und wir können es auf Knopfdruck in die Produktion geben“, so Sasse. „Wir müssen uns nur noch auf die reine Beschaffung der Bauteile konzentrieren, um das Fahrzeug zu produzieren. Gleichzeitig können wir die Teile dank unseres Baukastensystems permanent auf Vorrat halten und uns flexibel daraus bedienen.“
Dies versetzt das Unternehmen in die Lage, die Zeit vom Auftragseingang bis zur Auslieferung auf wenige Tage zu reduzieren – und den Kunden ermöglicht es, im immer stärker werdenden Wettbewerb zu bestehen. So kann Krone Lieferanten, die sich um große Transportaufträge bewerben und diese dann kurzfristig erfüllen müssen, effektiv unterstützen und die dafür benötigte Fahrzeugtechnik schnell bereitstellen.