Gut Gekühlt

Helden der Kühlkette

In Freiburg und Umgebung sieht man sie häufiger vorüberfahren – die hell-/dunkelgrünen Lkws mit der gelben Aufschrift „karldischinger“. Aber der im südbadischen Ehrenkirchen beheimatete Logistikdienstleister ist nicht nur regional, sondern auch bundes- und europaweit unterwegs. Frische- und Kühltransporte mit Krone-Sattelaufliegern gehören dabei zum täglichen Geschäft.

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nsere Firmenfarben sind nicht zufällig gewählt“, erzählt Seniorchef Karlhubert Dischinger, „Tannengrün, Maigrün, Rapsgelb – das ist typisch für die Landschaft hier.“ Das alteingesessene Logistikunternehmen hat seinen Hauptsitz im Markgräflerland am Fuß des Schwarzwalds, im äußersten Südwesten der Republik. „Bezogen auf Deutschland sind wir am Rand, aber dafür mitten in Europa“, betont Dischinger. Nicht nur bei den Farben, auch beim Firmennamen legt er Wert auf eine eigene Note: nicht „Karl Dischinger“, sondern in Eigendarstellung „karldischinger“ klein- und zusammengeschrieben, abgekürzt „kd“.

Alle Dischinger-Stammhalter tragen den „Karl“ im Vornamen: Karl-Hermann Dischinger gründete 1879 ein Pferdetransportunternehmen; 1924 wurde dann der allererste Lkw, ein Benz, angeschafft. 1975 übernahm der heutige Seniorchef Karlhubert die Zügel bzw. das Lenkrad in vierter Generation von seinem Vater Karl-Josef und baute das Unternehmen in den folgenden Jahrzehnten von einer Spedition mit zehn Lkws zu einem internationalen Logistikdienstleister mit über 100 eigenen Fahrzeugen aus. Der jüngste Generationswechsel fand im Jahr 2016 statt: Seither ist der heute 35-jährige Karlkristian Dischinger Geschäftsführer.


KOMPLETTANGEBOT FÜR DIE LOGISTIK

Der 70-jährige Vater mischt aber noch kräftig mit – „halbtags, also zwölf Stunden täglich“, scherzt er. Der Senior ist jetzt unter anderem für den Fuhrpark und den Baubereich zuständig. „Bauen ist mein Spezialgebiet“, sagt er. „Alle diese Hallen hier habe ich gebaut.“ Rund 400 Mitarbeiter arbeiten am Standort Ehrenkirchen, von insgesamt über 1.000. Von hier aus bedienen die KD-Lkws auch Langstrecken per Aufliegerwechsel oder im Hub-and-Spoke-System – spät nachmittags geht es los, früh morgens zurück. Schwerpunkt sind temperaturgeführte Stückguttransporte. „Das kann nicht jeder“, betont Karlhubert Dischinger. Mittels Zwischenböden und Trennwänden lässt sich der Laderaum in den Trailern flexibel ausnutzen und temperieren.
             

»Mit unseren eigenen Lkws machen wir nur noch etwa zehn Prozent vom Umsatz. Der Rest ist Logistik.«

 
Karlhubert Dischinger

                        

„Mit unseren eigenen Lkws machen wir allerdings nur noch etwa zehn Prozent vom Umsatz“, ergänzt er, „der Rest ist Logistik.“ Denn vom reinen Transporteur und Lagerhalter hat sich das Unternehmen Karl Dischinger zum Rundumdienstleister entwickelt, inklusive Kommissionieren, Konfektionieren, Etikettieren, Montagearbeiten, Verzollen – teils in den eigenen Hallen, teils vor Ort beim Kunden. Dischinger illustriert dies an einem Beispiel: „In einer Keksfabrik liefern wir alle Zutaten in die Backstube, bringen dann den fertigen Teig in den Kühlraum, die portionierten Kekse zum Ofen und schließlich die fertige Ware zur Verpackung. Alles, was sich bewegt, machen wir.“ Und wenn es ein Kunde lieber selbst machen will, steht die Tochterfirma KD-Projekt- Consulting beratend zur Seite und hilft bei der Planung und dem Aufbau des eigenen Lagers.


SCHWERPUNKT AUF KÜHLWARE

„Das hier war die erste Halle am Standort“, erklärt Dominik Wilhelm bei einem Rundgang über das Betriebsgelände, „die sogenannte Trockenhalle.“ Inzwischen bewirtschaftet die Spedition über 150.000 Quadratmeter qualifizierte Hallenflächen. Dominik Wilhelm ist gerade erst 40 geworden, aber schon 17 Jahre bei KD in verschiedenen Funktionen tätig – seit zwei Jahren ist er Speditionsleiter. Weiter geht’s in die mit 14 bis 18 Grad temperierte Weinhalle. „Hier wird gelagert, kommissioniert und konfektioniert“, erklärt Wilhelm. In den Hochregalen stapeln sich Weinkartons der regionalen Weingüter und Winzergenossenschaften, die unter anderem an Supermärkte und die Gastronomie geliefert werden. Ständig flitzen Flurförderzeuge hin und her, um Lieferungen zusammenzustellen; Mitarbeiter umwickeln sie mit Stretchfolie.
             
Zwei Generationen, ein Team: Karlhubert Dischinger (links) führte das südbadische Logistikunternehmen seit 1975; im Jahr 2016 übernahm der Sohn Karlkristian Dischinger die Geschäftsführung.
Zwei Generationen, ein Team: Karlhubert Dischinger (links) führte das südbadische Logistikunternehmen seit 1975; im Jahr 2016 übernahm der Sohn Karlkristian Dischinger die Geschäftsführung.

In der Halle gegenüber lagern vor allem frische, gekühlte Lebensmittel. „Im Bereich Kühlware sind wir ganz stark unterwegs, wobei der Bärenanteil bei 2 bis 8 und 14 bis 18 Grad läuft“, erklärt Wilhelm. Hier lagern unter anderem Schokoladenrohmasse und Mehl in großen Säcken. Auch einen zollfreien Bereich gibt es, speziell gesichert. Aber nicht nur Großhandelsmengen werden hier umgeschlagen, sondern auch Feinkost wie das Olivenöl eines italienischen Lieferanten, das in eher kleinen Mengen an den Einzelhandel geliefert wird. Auch in diesem Bereich gibt es vieles zu konfektionieren: Zum Beispiel werden Warendisplays nach Kundenvorgabe zusammengebaut, preisausgezeichnet und befüllt.


TEMPERATURGEFÜHRTE TRANSPORTE

Ein weiteres, zunehmend wichtiges Standbein von Karl Dischinger ist die Pharmasparte – auch dafür gibt es in Ehrenkirchen eine eigene Halle mit über 30.000 Palettenplätzen. Wie frische Lebensmittel werden auch Pharmazeutika gekühlt, allerdings getrennt behandelt und transportiert. Für temperaturgeführte Transporte hat KD über 100 Kühlauflieger im Einsatz – allesamt von Krone. „Etwa vier Fünftel aller Transporte am Standort Ehrenkirchen sind Kühltransporte“, sagt Dominik Wilhelm. „Die Kunst dabei ist es, Milch bei präzise 2 bis 8 Grad und Schokolade bei 14 bis 18 Grad zu halten“, ergänzt Karlhubert Dischinger und bekräftigt erneut: „Das kann nicht jeder.“ Der jeweilige Solltemperaturbereich wird telematisch überwacht und jede Abweichung sofort in die KD-Zentrale gemeldet.
           
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ÜBER KARL DISCHINGER

Das 1879 von Karl-Hermann Dischinger gegründete Transportunternehmen ist heute ein international tätiger Logistikdienstleister mit über 1.000 Mitarbeitern und 14 Niederlassungen in Deutschland, Österreich, Kroatien und Spanien. Die Zentrale des nach wie vor familiengeführten Betriebs befindet sich in Ehrenkirchen südlich von Freiburg im Breisgau. Im Bereich der gekühlten Lebensmittel ist Karl Dischinger Marktführer in der Region. Neben Transportlösungen werden auch Logistikberatung, innerbetriebliche Logistik, Verpackung, Verzollungsdienstleistungen und Werkslayoutplanung angeboten.


Besonders stolz ist der Seniorchef auf seinen neuen Cool Liner mit Celsineo-Kühlaggregat, den Karl Dischinger als Pilotkunde erhalten hat. Das von Liebherr und Krone gemeinsam entwickelte Kühlaggregat ist modular aufgebaut und vereinfacht so Nutzung und Wartung. „Wenn unterwegs ein Modul ausfällt, laufen die anderen weiter, und die Kühlkette bleibt gesichert“, erklärt Dischinger. Statt einer Reparatur werde das defekte Modul einfach getauscht, sodass der Trailer nach kurzer Zeit wieder einsatzbereit sei. „Wir haben das System jetzt seit einem halben Jahr im Test, und es läuft wirklich sehr gut.“


IMAGEGEWINN IN DER CORONAKRISE

Gut läuft es auch für das Unternehmen insgesamt, wie Karlhubert Dischinger berichtet: „Wir sind in den letzten 20 Jahren unheimlich gewachsen, wobei wir fast die gesamte Expansion über eigene Ausbildung geschafft haben.“ Derzeit gebe es bei Karl Dischinger 150 Auszubildende in 17 Berufszweigen sowie ein eigenes Logistikschulungszentrum. „Karrieren vom Azubi bis zum Prokuristen sind bei uns nichts Ungewöhnliches.“ Auch die Coronakrise habe man bisher „mit einem hellblauen Auge“ bewältigt. Die Pharmakompetenz habe KD zusätzliche Aufträge beschert und so Rückgänge in anderen Geschäftsfeldern, vor allem Automotive, einigermaßen ausgeglichen.

Selbst die Trucker, sonst gern als Hindernisse auf der Autobahn wahrgenommen, haben in diesem Jahr unverhofft ein positiveres Image als „Coronahelden“ erhalten. Denn nicht nur Nudeln, Mehl und Toilettenpapier können, wie man inzwischen weiß, schnell knapp werden, sondern auch unverzichtbare Güter wie Pharmazeutika oder Pandemieschutzausrüstungen – für Letztere unterhält Karl Dischinger das Zentrallager für ganz Baden-Württemberg. Als Präsident des baden-württembergischen Logistikverbands, der Karlhubert Dischinger „im Nebenjob“ auch noch ist, will er deshalb eine Lanze für sein Gewerbe brechen: „Viele kritisieren ja immer die vielen Lkws auf der Straße. Aber wenn es die da nicht gäbe, wäre die deutsche Wirtschaft platt.“
                     
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Modulare Kühlung: Ein Trailer mit dem innovativen Celsineo-Kühlaggregat ist bei Karl Dischinger seit einem halben Jahr im erfolgreichen Probeeinsatz.
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Wichtiges Standbein: Neben Lebensmitteln transportiert Karl Dischinger auch Pharmazeutika – ebenfalls temperaturgeführt mit Krone-Trailern.
                   
Fotos: Wolfgang Armbruster

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